ReFa verzweifelt gesucht

18. Januar 2024
Anke Stachow
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Qualifizierte und engagierte Kanzleimitarbeiter zu finden, ist inzwischen für viele Anwältinnen und Anwälte zu einem gravierenden Problem geworden. In vielen Kanzleien können offene Stellen nur noch schwer oder gar nicht mehr besetzt werden. Das geht aus dem zuletzt veröffentlichten STAR-Bericht 2022 hervor, dem Statistischen Berichtssystem für Rechtsanwälte. Danach sind in Einzelkanzleien 14 Prozent der Stellen für das nicht-juristische Personal unbesetzt, in Sozietäten sind es sogar knapp 42 Prozent. Aus dem Bericht geht weiter hervor, dass der Anteil der unbesetzten Stellen mit der Kanzleigröße zunimmt.

Nun ist der Fachkräftemangel in den deutschen Kanzleien schon seit längerem bekannt. Gut ausgebildete Rechtsanwaltsfachangestellte zieht es häufig in die Justiz oder die Wirtschaft, wo sie mit einer besseren Bezahlung und oftmals auch geregelteren Arbeitszeiten rechnen können. Doch das Problem verschärft sich, da nun auch die geburtenstarken Jahrgänge verstärkt in den Ruhestand gehen und die Zahl derer, die den Beruf der Rechtsanwaltsfachangestellten (ReFa) ergreifen wollen, seit Jahren zurückgeht. Bereits seit dem Jahr 2000 nimmt die Zahl der Auszubildenden im Bereich der ReFas kontinuierlich ab. So sanken die neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge für eine Ausbildung zur ReFa oder ReNo auch im vergangenen Jahr. Nach Angaben der Bundesrechtsanwaltsammer (BRAK) waren es 3.064 zum Stand am 30.9.2023. Im Vorjahr waren es noch 3.151, was aber auch schon einen Rückgang um 11,34 Prozent gegenüber 2021 darstellte.

Hinzu kommt, dass viele angehende ReFas ihre Ausbildung wieder abbrechen. Mit 33 Prozent ist diese Quote überdurchschnittlich hoch. Zum Vergleich: Bei den Auszubildenden in den Freien Berufen liegt sie im Durchschnitt bei 30,9 Prozent, im Bundesgebiet bezogen auf alle Branchen bei 26,7 Prozent. Aus einer Studie, die die Selbsthilfe der Rechtsanwälte e.V. beim IFB im vergangenen Jahr in Auftrag gegeben hat, geht zudem hervor, dass etwas mehr als die Hälfte der ReFas, die sich aktuell noch in der Ausbildung befinden, nach ihrem Abschluss nicht mehr in einer Kanzlei arbeiten wollen. Selbst bei den ausgelernten Kräften gaben 46 Prozent der Befragten an, dass sie diesen Beruf nicht noch einmal ergreifen würden. Für die Studie wurden zwischen März und Mai 2023 insgesamt 1.152 ReFas zu ihrer beruflichen Tätigkeit und Ausbildung befragt.

Aber woran liegt es, dass dieser Beruf für viele nicht mehr so attraktiv zu sein scheint? Die Gründe sind vielfältig: Zum einen ist die Vergütung gerade während der Ausbildung im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen viele Jahre relativ gering gewesen. Im vergangenen Jahr hat jedoch die BRAK ihre Vergütungsempfehlungen für die Auszubildenden deutlich erhöht. So sollte die durchschnittliche Vergütung im Bundesgebiet im ersten Ausbildungsjahr 833,48 Euro, im zweiten Jahr 932,91 Euro und im dritten Jahr 1.031,04 Euro betragen. Das ist eine Steigerung um gut 17 Prozent im Vergleich zur letzten Auswertung im Jahr 2021.

Allerdings ist das Gehalt bei Weitem nicht der einzige Störfaktor, Kritik gibt es auch an der Ausbildung: Viele Auszubildende geben an, dass sie ihrer Ansicht nach zu häufig mit Hilfsarbeiten beschäftigt werden, wie Telefondienst und Botengänge oder gar private Einkäufe für den Chef oder die Chefin erledigen müssen. Darunter würde die fachliche Ausbildung leiden. Zudem scheint auch das Arbeitsklima in einigen Kanzleien schwierig zu sein. Auch ReFas, die schon einige Jahre in ihrem Beruf arbeiten, klagen über einen unfreundlichen Umgangston und mangelnde Wertschätzung. Der bedeutsamste Grund für einen Arbeitgeberwechsel von Fachpersonal sei ein in der Kanzlei festgestelltes schlechtes Arbeitsklima. Dieser Grund werde häufiger genannt als andernorts bestehende bessere Verdienstmöglichkeiten. Das geht auch aus Forschungsberichten des Soldan Instituts hervor („Personal in Anwaltskanzleien“ – Band 21).

Aus dieser Untersuchung geht ebenfalls hervor, dass sich eine überdurchschnittliche Arbeitszeitbelastung negativ auf die Mitarbeiterbindung auswirkt. Auch flexiblere Arbeitszeiten sind für viele Kanzleimitarbeitende ein wichtiges Thema. Hier könnten Service-Lösungen helfen und für mehr Arbeitszufriedenheit sorgen. Beispielsweise kann ein Telefonservice eingesetzt werden, damit die Kanzlei in den Bürozeiten durchgehend erreichbar ist, auch wenn die Mitarbeiter in der Pause sind. Engpässe durch Urlaub, Krankheit, Elternzeit oder gerade besonders hohen Arbeitsanfall lassen sich zum Beispiel auch durch einen Schreibservice abfedern. Eine externe Unterstützung im Kosten- und Gebührenrecht oder bei Inkassodienstleistungen kann ebenfalls im Rahmen des Fachsekretariats hinzu gebucht werden. 

Eine Patentlösung, um den Fachkräftemangel in der Kanzlei zu beseitigen, gibt es sicherlich nicht. Aber Anwältinnen und Anwälte sollten darüber nachdenken, welche Maßnahmen sie selbst ergreifen können, um ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Ein angenehmes Arbeitsklima, ein offenes Ohr für die Belange der Mitarbeiter und technische Lösungen, um den Arbeitsdruck zu verringern sind auf jeden Fall gute Ansätze.

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