KI-basierte Lösungen werden den Arbeitsalltag in den Rechtsanwaltskanzleien tiefgreifend verändern. Sie erleichtern verschiedene juristische und organisatorische Arbeiten - entsprechend vielfältig sind die Angebote. Da fällt es mitunter schwer, den Überblick zu behalten. Um interessierten Anwältinnen und Anwälten und anderen Rechtsdienstleistern in diesem dynamischen Geschäftsfeld Orientierung zu bieten, hat der Kanzleispezialist Soldan deshalb zu einem besonderen Veranstaltungsformat eingeladen: dem Legal AI Pitch. Er fand zum ersten Mal am 26. Juni 2025 statt und stieß sofort auf große Resonanz.
Mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren online zugeschaltet, rund 40 hatten sich zu der ganztägigen Veranstaltung in die Symbiose Berlin eingefunden, einer Konferenz- und Arbeitslounge, die Soldan zusammen mit dem Haftpflichtversicherungsexperten von HDI MENZE & MENZE betreibt. „Mit diesem Event geben wir einen kompakten Überblick über führende Legal AI-Anbieter und bieten damit eine einzigartige Gelegenheit zur Recherche und letztlich auch zur konkreten Entscheidung. Wir planen schon Folgeveranstaltungen“, sagt Christian Rekop, LL.M.
Der Leiter Business Development, Legal Tech und Services bei Soldan führte in das Thema KI-Kompetenz ein, wobei er auch den gesetzlichen Rahmen für den KI-Einsatz in der Kanzlei aufzeigte, etwa die KI-Verordnung und den US Cloud Act. Danach stellten die verschiedenen Kooperationspartner ihre KI-Lösungen in kompakten Pitches vor, die von Oliver Schwarz, Rechtsanwalt, Legal Tech Enthusiast und stellvertretender Referatsleiter in der Abteilung Digitalisierung des Bundesverwaltungsamtes, moderiert wurden. Die 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort hatten darüber hinaus die Gelegenheit, die Lösungen selbst zu testen und sich mit den Referenten auszutauschen.
Auch die Schattenseiten der fortschreitenden Digitalisierung wurden erwähnt. So warnte Stefan Roman von MENZE & MENZE in seinem Vortrag eindringlich vor den Gefahren der Cyberkriminalität, die zunehmend auch Rechtsanwaltskanzleien trifft und sensibilisierte die Zuhörerinnen und Zuhörer für dieses immer wichtigere Thema.
Folgende Legal AI-Anbieter stellten Ihre Lösungen vor:
- Glanos: Das Tool anonymization.ai entfernt sensible wie personenbezogene Daten aus Dokumenten, wobei es sich vor allem für große Datenvolumina eignet. Es sorgt zum Beispiel dafür, dass Auskunftsersuchen datenschutzkonform und fristgerecht beantwortet werden und Dokumente an Dritte risikolos bereitgestellt werden können, etwa in Data Rooms bei Due Diligence.
- Prime Legal AI: Die spezialisierte juristische KI-Software wurde speziell für Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen entwickelt und nutzt fortschrittliche Sprachmodelle zur Effizienzsteigerung bei juristischen Recherchen, Dokumentenerstellung, Anonymisierung und Analyse. Daten werden DSGVO-konform verarbeitet, was höchste Sicherheitsstandards gewährleistet.Das Hauptprodukt, Prime Legal AI 2GO, wurde vortrainiert mit mehr als 600.000 Entscheidungen, Gesetzen und Verordnungen. Weitere Inhalte von Finanzämtern und Behörden sollen in den nächsten Wochen nach den Worten von Gründer Michael Friedmann folgen. Aufgrund dieser umfangreichen Wissensbasis kann das System, komplexe juristische Fragen beantworten, Verträge prüfen und rechtliche Texte erstellen. Eine besondere Stärke des Systems liegt in seiner Fähigkeit, Antworten sowohl in juristischer Fachsprache als auch in laienverständlicher Form zu formulieren.
- Justin Legal: Das Tool erleichtert die Mandatsannahme in der Kanzlei. So können Mandantinnen und Mandanten in das digitale Portal ihre Anliegen schnell und einfach eingeben. Wichtige Informationen und Dokumente werden strukturiert gesammelt und per Schnittstelle an die Kanzleisoftware oder per E-Mail übermittelt. In bestimmten Rechtsgebieten werden den Rechtssuchenden bereits gezielte Fragen zu ihrem jeweiligen Fall gestellt.
- JUPUS: Der führende KI-Chatbot für Rechtsanwaltskanzleien steuert die gesamte Mandatsannahme von der ersten Kontaktaufnahme bis zur vollständigen Akte. Der Chatbot ist auf der Kanzleiwebseite integriert und spricht aktiv die Besucherinnen und Besucher an. Er erkennt ihr Anliegen und fragt genau die Informationen ab, die für die weitere rechtliche Arbeit notwendig sind.
- Methodigy: Das Tool MAIK ist eine semantische Suchmaschine. Sie unterstützt zum Beispiel bei der Vertragsprüfung und -gestaltung, indem alternative Klauseln sowie Kontextinformationen zu Klauseln aus anderen Akten zur Verfügung gestellt werden. In der forensischen Tätigkeit analysiert MAIK gegnerische Schriftsätze und andere relevante Dokumente. Es durchsucht die jeweilige Akte und den gesamten Bestand an Akten und stellt semantische Übereinstimmungen, wie Vorträge und Gegenvorträge dar. MAIK eignet sich vor allem für Großkanzleien mit großen Datenmengen.
- NENNA.AI: Das Anonymisierungs-Tool sorgt dafür, dass weder Mandantenrechte verletzt oder geistiges Eigentum bei der Arbeit mit KI-Tools ungeschützt weitergegeben werden. So werden sensible Daten schon bei der Eingabe in ein KI-Tool automatisch maskiert oder Dokumenteninhalte anonymisiert.Der NENNA.AI Shield läuft ganz einfach als Browser-PlugIn in Chrome und Edge.
- BRYTER: Das Tool BEAMON AI unterstützt die Arbeit in der Sozietät, von der Recherche über Formulierungsvorschläge, Zusammenfassungen und Dokumentenvergleiche. Die Spezialsoftware BEAMON Extract erleichtert die Überprüfung von Verträgen und Dokumenten. Der Vorteil von BEAMON AI ist, dass die Lösungen ohne Integrationsaufwand und ohne technisches Vorwissen sofort einsatzbereit sind.
- iusta: Die „All-in-One“-Kanzleimanagement Software automatisiert Aufgaben der gesamten Fallbearbeitung ohne Medienbrüche. Hinzu kommen Funktionen zur Organisation und für das Kanzleimanagement. Das Tool eignet sich besonders dafür, Masseverfahren effizient abzuarbeiten.
- responsis: Die Lösung von Soldan beantwortet Rechtsanwendern Fragen im Kontext von Gerichtsentscheidungen vom Bundesverfassungsgericht, von den Bundesgerichten sowie Instanzgerichten aller Gerichtsbarkeiten. Dabei ist responsis durch permanente Updates stets auf dem aktuellen Stand der Rechtsprechung und beantwortet alle Fragen mit genauer Angabe der Rechtsquelle.
Anke Stachow ist freie Journalistin mit dem Schwerpunkt „Recht und Steuern“. Seit Anfang 2015 schreibt sie für Soldan regelmäßig über Themen, die Anwälte und Steuerberater interessieren. Anke Stachow hat viele Jahre als Redakteurin für die Financial Times Deutschland und die Frankfurter Allgemeine Zeitung gearbeitet.